Wie war das nochmal? Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten? Muss das so sein? Und haben wir die Nachrichten nicht auch selbst ein bisschen in der Hand?

Es war 1999, als ich zu Beginn meines Studiums der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften folgendes Erfolgskonzept der größten österreichischen Tageszeitung im Fach „Mediengeschichte“ serviert bekam. „Blut-Busen-Babys“. Ein Mix dieser drei Komponenten macht also ein Printmedium zur Nummer eins. Bad news are good news – diese Philosophie kannte aber bereits der Stammtischphilosoph. Das war also nichts Neues.

Immer negative Schlagzeilen

Natürlich nutze ich soziale Medien. Ich veröffentliche seit mehr als drei Jahren jeden Mittwoch einen Beitrag auf dieser Seite. Natürlich habe ich auch einige Meinungsbeiträge geschrieben, natürlich gab es darin auch mal Kritik. Und natürlich habe ich auch nichts gegen Kritik per se.

In letzter Zeit wird mir Kritik aber zu laut, zu aggressiv, zu viel. Es gibt da Events im Pferdebereich, die scheinbar einem Match unter Ausbildern gleichen. Es gibt unterschiedliche Zugänge zu Reitweisen und unterschiedliche Auffassungen. Es gibt Ritte, die das Urteilsvermögen von Richtern und Reitern in Frage stellen. Die Kritik dazu ist aber nicht neu.

Eigentlich gab und gibt es rund ums Pferd immer viel zu kritisieren. Hat das was geändert? Vielleicht in der Schweiz, siehe Schlaufzügelverbot.

Ich denke immer häufiger über die Frage nach, ob das „Finger in die Wunde“ legen tatsächlich nutzt oder mehr Schaden anrichtet. Meine kurze Conclusio: So lange sich ein zahlender Kunde findet, gibt es auch für etwas einen Markt. Und so lange wird es auch Dinge geben, die nicht unbedingt Pro Pferd sind. Ich heiße das natürlich keinesfalls gut!

Bringt es etwas, unter dem Codewort „Blickschulung“ ständig seinen Blick für das Negative zu schulen?
Wie heißt es doch so Schön im „Kleinen Prinzen“?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“. Antoine de Saint-Exupéry

Ja sicherlich, vermutlich werden unsere Augen geschult. Aber irgendwie scrolle ich mich immer wieder durch Beiträge und Argumentationen, die im Herzen weh tun. Ganz abseits nämlich, ob eine Kritik fachlich berechtigt ist oder nicht – ich frage mich, ob wir mit dieser Vehemenz, mit dieser Aggression auch tatsächlich „Face to Face“ kommunizieren würden. Bringen wir in dieser Qualität Botschaften tatsächlich rüber? Wollen wir überhaupt verstanden werden?

In meinem Studium habe ich mich letztlich auf Journalismus und PR spezialisiert.

Und in so ziemlich jedem PR Buch wird mal über den Satz philosophiert:

Tu gutes und sprich darüber

Ja, warum gilt denn das in der Pferdewelt nicht?

Ich habe in letzter Zeit so viel Kritik gelesen – vieles davon sicherlich berechtigt.

  • Ich bin mir nur aus Sicht der Kommunikationswissenschaft nicht so sicher, ob dergestalt dargebrachte Kritik tatsächlich a la longue etwas zu ändern vermag.
  • Ich komme nicht umhin, mir daher auch vermehrt Gedanken zu machen über die Dinge, die positiv verlaufen. Denn läuft es tatsächlich so schlecht?
  • Man stelle sich vor, Menschen, die sich für Pferde und für das Reiten interessieren, bekommen ständig nur Bilder präsentiert, die wiederum die „Pferde Community“ verurteilt und nicht sonderlich goutiert. Wie soll man sich denn da zurecht finden, wenn negative Beispiele überwiegen? Dann weiß man lediglich, was man nicht lernen will – aber wo findet man das Gute?
  • Ich habe daher für mich beschlossen keine „Shitstorms“ zu kommentieren.
  • Ich möchte mich auch an keinen Blickschulungen im Internet beteiligen.
  • Ich möchte offen sein und bleiben!
  • Ich möchte mich auch in der Reiterwelt an keiner „Hast du die/das/den gesehen Diskussionen beteiligen“.
  • Ich möchte gutes tun und darüber sprechen.

Und hier kommt es….

Im heurigen Jahr gab es nämlich nicht nur Schlechtes:

Jänner 2017

Meine Stute Pina zaubert einer sehr lieben Schülerin von mir Tränen der Freude ins Gesicht, als ich sie in der Handarbeit einmal eine Piaffe spüren lasse. Für mich gibt es in Punkto Hankenbiegung noch viel zu tun, ich kann halt auch nicht aus meiner Haut. Was ich durch die Freude meiner Schülerin aber auch für mich mitnehme: Pina ist ja nicht selbstverständlich. Manchmal verliert man den Blick dafür. Ich freue mich riesig dafür, dass Pina nicht nur mir so viel Freude bereitet. Gänsehaut.

Februar 2017

Stichwort Gänsehaut: Es ist eiskalt in ganz Europa. Nicht nur ich sehne den Frühling herbei. Kein einziger meiner Schüler sagt einen Termin wegen der Kälte ab. „Ich bin ja nur eine halbe Stunde draußen, das schaffen wir schon“, höre ich oft in diesen Tagen. Ich freue mich riesig über so viel Engagement – gleichzeitig bin ich meinen beheizbaren Fußsohlen riesig dankbar. Schließlich beginnen meine Tage meist um 8 Uhr morgens mit der ersten Stunde und enden erst um 20:00 Uhr.

März 2017

Beim Christofer Dahlgren Kurs geht es darum, das Pferd im Training „happy“ zu machen. Ich bekomme nach dem Kurs zahlreiche schöne Feedbacks und Anfragen beim nächsten Mal als Teilnehmer dabei sein zu können. Und irgendwie kommen kaum „Lektionen-Fragen“ aus dem Publikum. Wir alle wollen motivierte Pferde 🙂

April 2017

Ich bin als Referent beim „Ponymaster“ von Martin und Uschi Haller dabei. Eine Ausbildung für angehende Reitlehrer, die besonders Kindern einen pferdegerechten und bewussten Umgang mit Ponys und Pferden vermitteln soll. Aber es gibt noch weitere, tolle Sachen in Punkto Nachwuchs: eine Schülerin von mir bietet klasse Lerntrainings mit Pferden für Kinder und Jugendliche, in Deutschland wäre ich gerne noch mal „klein“ bei Yvonne Heynckes`Ponyhof.

Mai 2017

„Pfernetzt“ läuft zum ersten Mal in Fulda und ist ein klasse Event. Genau SO stelle ich mir den Austausch unter Pferdeleuten vor. Aus dem Publikum spürt man – egal welchen Vortrag man besucht Interesse, Offenheit, Freude am Austausch – und unter uns Referenten und Speakern sieht die Sache genauso aus! Ich verstehe diese riesige Differenz zwischen Netz und Realität nicht. In der Realität sprechen wir also noch anders miteinander! Gut so. Und gemeinsam mit Bent Branderup zeigen sich auch die Meister der Akademischen Reitkunst, sowie die Hofreitschule Bückeburg bei „Fair zum Pferd“ – einem ganz tollen Event, organisiert vom Team Moorhof rund um Marius Schneider in Lüdinghausen.

Juni 2017

Ich bin bereits zum zweiten Mal heuer in der Schweiz bei meinen „Graubündner“ Schülern. Und wie immer gibt es Troubles bei der Zugfahrt, dafür aber umso schönere Fortschritte meiner Schüler. Alle fokussiert, alle voll bei der Sache. Besonders freut mich die Geduld, die manche Schüler an den Tag legen, dabei immer das Wohl des Pferdes im Vordergrund.

Worüber ich mich freue…

Es gibt so viele Dinge, die ich hier erzählen kann. Schüler, die wiederum selbst Trainer sind und deren Austausch ich extrem bereichernd finde. Stichwort „Positive Verstärkung“ 😉 Schüler, die nach mehr als 50 Jahren Pferdeerfahrung das Thema Bodenarbeit komplett neu für sich entdecken und keinen Termin verpassen. Ich freue mich über das Jubiläum „Das erste Jahr komplett lahmfrei“, den ersten stressfreien Ausritt, die erste Haltparade an der Longe – so viele schöne Erlebnisse, die ich begleiten darf. Ich freue mich, wenn sich Geduld bezahlt macht und Pferd und Reiter zum Team werden. Es gibt wirklich viel Grund zur Freude in der Pferdewelt.

Vielleicht sollten wir das öfter auch mal teilen 😉